Der Waldkauz - Vogel des Jahres 2017

Stellvertretend für alle heimischen Eulen haben der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), in diesem Jahr den Waldkauz (Strix aluco) zum Vogel des Jahres ernannt. Denn auch wenn er noch recht häufig vorkommt, gehören Eulen doch zu den bedrohten Tieren, deren Lebensräume immer mehr verschwinden.

 

Sein nächtlicher Ruf ist uns vertraut – der Waldkauz ist auch in Siegen-Wittgenstein zuhause und gehört zu den nachtaktiven Waldbewohnern. Zu sehen bekommen ihn jedoch nur wenige, denn tagsüber schläft der etwa 40 Zentimeter große Vogel dank seines rindenfarbenen Gefieders bestens getarnt in den hohen Wipfeln der Bäume. Sein Balzruf „Huhuh“ erfreut Naturfreunde vor allem im Herbst, im Spätwinter grenzt der Vogel mit diesem Ruf sein Revier ab. Ganzjährig ist sein Kontaktruf - etwa „Ku-Witt“ - zu hören. Forscher haben übrigens herausgefunden, dass es „Dialekte“ gibt: in manchen Gebieten ist der Ruf des Waldkauzes nur ein einsilbiges „Huh“.

Foto: NABU / Marcus Bosch

Gebrütet wird allein vom Weibchen zumeist im Februar/März, das Männchen verteidigt aber die Brut - und das mitunter sehr aggressiv. Im Alter von etwa einem Monat verlassen die noch nicht flugfähigen Jungen das Nest und sitzen meist – scheinbar verlassen - auf Zweigen in Nestnähe. Sie werden dann Ästlinge genannt. Zwei bis drei Wochen später sind sie flugfähig, werden aber erst mit drei Monaten selbstständig. Bis dahin kümmern sich die Eltern weiter um die Jungen. Zu Beginn der Herbstbalz werden sie dann aus dem elterlichen Revier vertrieben.

 

Rund eine Million Brutpaare gibt es weltweit, rund 90 Prozent der Waldkäuze leben in Europa. Nur in Irland, Nordskandinavien sowie im europäischen Russland fehlt er. Außerhalb Europas besiedelt der Waldkauz Teile Westsibiriens, das Atlasgebirge in Nordafrika, Teile der Türkei und des Irans sowie den Libanon und Israel. Vom Himalaya bis an die chinesische Pazifikküste brütende Käuze werden inzwischen nicht mehr zur Art Waldkauz gezählt, sondern als eigene Art Himalayakauz (Strix nivicolum) abgetrennt. Lichte Laub- und Mischwälder sind seine bevorzugte Heimat. Diese zu erhalten ist unsere Aufgabe, damit der vertraute Ruf in der Nacht auch weitere Generationen erfreut, denn reine Nadelwälder sind keine Alternative für den Eulenvogel. Zurzeit gilt der Bestand des Waldkauzes als nicht gefährdet, umso wichtiger ist es seine Lebensräume zu erhalten.

 

Waldkäuze sind äußerst Reviertreu, auf einer Fläche von etwa 25 bis 30 Hektar bleibt der Kauz nicht selten sein Leben lang, sofern die Bedingungen stimmen. Seine Hauptnahrung sind Kleinsäuger wie Mäuse, Ratten und Jungkaninchen, Käuze in bewohnten Siedlungen leben hingegen hauptsächlich von Vögeln. Frösche. Kröten und selten auch Fische stehen aber auch auf dem Speiseplan. Da Federn, Haare und Knochen nicht verdaut werden können, formt der Kauz in seinem Magen das sogenannte Gewölle aus Beuteresten und würgt diese wieder hervor.

 

Foto: Dietmar Nill

Wie alle Eulen fliegen Waldkäuze nahezu geräuschlos: Ein besonders dichtes und samtartiges Polster auf der Oberseite der Flügel und kammartige Zähnchen an den Kanten der äußersten Flügelfedern verwirbeln den Luftstrom beim Fliegen und unterdrücken so jedes Geräusch. Mit ihren großen schwarzen Augen können sie auch noch bei schwachem Licht sehen. Eulenaugen sind im Gegensatz zu den meisten anderen Vogelaugen nach vorne gerichtet und ermöglichen ein räumliches Sehen. Bei völliger Dunkelheit verlassen sich die Jäger auf ihr Gehör. Die leicht asymmetrische Anordnung der Ohren führt dazu, dass Geräusche von anvisierten Beutetieren mit minimalem Zeitunterschied wahrgenommen werden. Auf diese Weise ermittelt der Vogel die genaue Position der Beute.

 

Feinde des Waldkauzes sind Habicht und der große Verwandte, der Uhu. Allerdings kommen auch immer wieder Eulen im Straßenverkehr ums Leben. Durch den Menschen droht dem Waldkauz wie den meisten Arten Gefahr durch die Vernichtung seines Lebensraums. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand.

 

Mit geeigneten Nistkästen kann die Zahl der Brutpaare in einem Gebiet stark erhöht werden. Da kleine Eulen wie Sperlings-, Raufuß- oder Steinkäuze vom Waldkauz besiedelte Reviere meiden, sollten diese Gebiete aber nicht gezielt gefördert werden. Auch der Verzicht auf Mäusegifte und andere Umweltgifte in Gärten und im öffentlichen Grün hilft dem Jahresvogel. Außerdem muss die offene Ausbringung von Mäusegift im Wald und in der Agrarlandschaft weiterhin verboten werden.

 

Monika Münker

2017