NABU SiWi: 50 Jahre und kein bisschen leise

Jubiläumsempfang des NABU am 15.10.2023 im Forsthaus Hohenroth

Am 15.10.2023 feierte der NABU KV Siegen-Wittgenstein mit einem Jubiläumsempfang sein 50jähriges Bestehen – stilecht umgeben von Natur im Forsthaus Hohenroth.

Schon bei den Grußworten von Ursula Belz, die 1. stv. Landrätin des Kreises Siegen-Wittgenstein, Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann vom Vorstand der NRW-Stiftung und Jörg-Andreas Krüger, dem Präsidenten des NABU Bundesverbandes wurde deutlich: der NABU SiWi wird gesehen, gehört und hat schon so Einiges bewegt.

Herr Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstand der NRW-Stiftung

Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann vom Vorstand der NRW-Stiftung lobte den NABU SiWi als lang-jährigen verlässlichen Partner, wofür der NABU SiWi 2022 sogar den WegWeiser-Preis der Stiftung erhielt. Die NRW-Stiftung besitzt im Kreisgebiet zahlreiche Grundstücke für Natur-schutzzwecke, die durch den NABU SiWi betreut werden.

 

Jörg-Andreas Krüger, Präsident des NABU Bundesverbandes

In den Grußworten von Jörg-Andreas Krüger, dem Präsidenten des NABU Bundesverbandes, wurden die besonderen Herausforderungen des Naturschutzes in der aktuellen politischen Situation deutlich. Mit dem sogenannten Oster-paket wurde 2022 der Vorrang erneuerbarer Energien vor anderen Belangen, insbesondere auch denen des Natur- und Artenschutzes, recht-lich verankert. Unter der Prämisse, dass vor allem Tempo zählt, droht im Rahmen des „Deutschland-Pakts“ nun auch noch eine Redu-zierung von Einspruchsrechten und der Öffent-lichkeitsbeteiligung. Das bedeutet eine Schwächung des Naturschutzes und eine Beschneidung der Möglichkeiten von Naturschutzverbänden. Herr Krüger betonte jedoch ausdrücklich, dass der NABU trotz aller harscher Kritik und Streitbarkeit auch dialogfähig ist und zu guten Lösungen beitragen möchte – auf Bundes- und lokaler Ebene.

Gastredner Dr. Josef Tumbrinck vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

Hauptredner des Jubiläumsempfangs war Dr. Josef Tumbrinck, der Sonderbeauftragte für das Nationale Artenhilfsprogramm vom Bundes-ministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, auch bekannt als ehemaliger Landesvorsitzender des NABU NRW. Unter dem Thema "Wie steht es um den Artenschutz in Deutschland?" schlug er einen Bogen von Groß nach Klein, vom Europäischen Naturschutz bis auf die lokale Ebene. Zum Hintergrund seiner Tätigkeit: Im Zuge der bundesgesetzlichen Naturschutznovelle wurde ein nationales Artenhilfsprogramm aufgelegt, mit dem Projekte zum dauerhaften Schutz von Arten und ihren Lebensräumen gefördert werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Schutz von Arten, die durch den Ausbau der erneuerbaren Energien betroffen sind.

Dass der Bund sich nun um Artenschutz kümmert ist ein Novum, was aus der Sicht von Dr. Josef Tumbrinck positiv zu bewerten ist. In der Funktion als Sonderbeauftragter sieht er die Chance als Rädchen im politischen Getriebe mit an Stellschrauben zu drehen.

 

Für die Arbeit des NABU SiWi interessant war es zu erfahren, dass das Nationale Artenhilfsprogramm für größere Projekte gestrickt ist, aufgrund dessen sie voraussichtlich bei Biologischen Stationen und vergleichbaren Einrichtungen anzusiedeln sind. Nichtsdestotrotz wird bei der Umsetzung auf das Ehrenamt gesetzt. Ansonsten wird das Geld leider nicht reichen. Wenngleich es bei dem Förderprogramm primär um die vom Ausbau Erneuerbarer Energien betroffenen Arten geht, wird die derzeit noch in Abstimmung befindliche Liste der vom Artenhilfsprogramm umfassten Arten deutlich die 15 politisch im Naturschutzgesetz als schlaggefährdeten kategorisierten Arten hinausgehen.

 

Auch wird der Natur- und Artenschutz in der Zukunft von neuen Technologien profitieren. Zum Schutz schlaggefährdeter Arten an Windenergieanlagen etwa, kommen automatisierte Abschaltalgorithmen und Antikollisionssysteme schon erfolgreich zum Einsatz. Darüber hinaus konnte Dr. Josef Tumbrinck als politischer Insider von dem ungebrochen starken Einfluss Landwirtschaftslobby berichten, verbunden mit dem Hinweis wie wichtig es ist, dass der Naturschutz sich Gehör verschafft.

Eine kurzweilige Zeitreise duch die letzten 50 Jahre NABU SiWi

Nach einem Austausch mit der Zuhörerschaft, die doch so einige Fragen und Diskussionsbedarf hatte, führte unsere 1. Vorsitzende Prof. Dr. Klaudia Witte zum Abschluss durch eine kurzweilige Zeitreise der 50jährigen NABU SIWI-Geschichte. 1972 wollten sieben dreizehnjährige Schüler aus Erndtebrück, eine Ortsgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz (seit 1990 NABU) gründen. Für die Formalien brauchte es jedoch geschäftsfähige Erwachsene, die sich zum Glück fanden. So konnte am 02.02.1973 die offizielle Gründungsversammlung der Ortsgruppe Erndtebrück stattfinden.

Seither sind die Mitglieder unermüdlich im Einsatz. Sei es bei der Biotopflege mit Schaufel, Rechen und Freischneider, im praktischen Artenschutz, der kritischen Begleitung von Eingriffen durch Stellungnahmen und fachliche Expertise oder in politischen Gremien wie dem Beirat der Unteren Naturschutzbehörde sowie in der Öffentlichkeitsarbeit.

Als zwei der sicherlich größten Erfolge des NABU SiWi wurden der erfolgreiche Widerstand gegen die A4 Ende der 1970er Jahre und die Verhinderung eines Gewerbegebietes auf dem ehemaligen Truppen-übungsplatz Trupbacher Heide in den 1990er Jahren genannt. Die Trupbacher Heide steht aufgrund ihrer zahlreichen Besonderheiten mittlerweile sogar unter Naturschutz und gehört zum Nationalen Naturerbe.

Mit Blick auf die Zukunft verbindet der NABU SiWi natürlich die Hoffnung und Zuversicht, dass engagierte Mitglieder die erfolgreiche Arbeit der letzten fünf Jahrzehnte weiterführen und der Natur ihre Arbeitskraft und Stimme geben.

Ausstellung, Gespräche, Imbiss

Im Anschluss an die Reden und Vorträge ging es umrahmt von einer NABU-Ausstellung und einer digitalen Bildershow zu einem leckeren Imbiss über. Hier klang die gelungene Jubiläumsveranstaltung. mit persönlichem Austausch und geselligem Zusammensein bis in den Nachmittag hinein aus.

 

Julia Schneider