Familie Jung aus Siegen-Breitenbach wurde für ihr Engagement zum Erhalt der bisher einzigen bekannten Wochenstubenkolonie der Großen Bartfledermaus im Kreis Siegen-Wittgenstein mit einer NABU-Plakette ausgezeichnet.
Überreichung der ersten Plakette und Urkunde "Fledermausfreundliches Haus" im Kreis Siegen-Wittgenstein an Familie Jung aus Breitenbach durch Minister Remmel und Stefan Wenzel – stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW
(Foto: Sabine Portig)
Am 17. Juni 2014 war ein aufregender Morgen für Familie Jung aus Siegen-Breitenbach. Nicht nur die Lokalpresse und das Radio fanden sich bei strahlendem Sonnenschein vor ihrem Haus ein, sondern auch Minister Remmel, Landrat Müller, Stefan Wenzel (stellvertretender Vorsitzender des NABU-Landesverbandes NRW, Sarah Sherwin Projektleiterin „Fledermaus freundliches Haus NRW“, die Vertreter des NABU-Arbeitskreises Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein Michael Frede, Christian Sebening, Sabine und Sven Portig sowie die Vorsitzende des NABU Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein Helga Düben neben Kassenwart Manfred Semper und Michael Düben.
Erste Plakette und Urkunde Fledermausfreundliches Haus im Kreis Siegen-Wittgenstein.
Im Bild von rechts nach links: Umweltminister Johannes Remmel, Michael Frede (Leiter des NABU-AK Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein), Ehepaar und Hausbesitzer Stephanie und Thomas Jung, Stefan Wenzel (Stellvertretender Vorsitzender NABU NRW), Andreas Müller (Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein), Helga Düben (1. Vorsitzende des NABU-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein) sowie Christian Sebening (AK-Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein und Betreiber der Fledermauspflegestation in Schameder)
(Foto: Sabine Portig).
Stephanie und Thomas Jung sollten mit der ersten Plakette und Urkunde im Rahmen der NABU NRW-Aktion „Fledermaus freundliches Haus“ für den Kreis Siegen-Wittgenstein ausgezeichnet werden. Minister Remmel, Stefan Wenzel, Landrat Müller sowie Michael Frede, Leiter des NABU-AK Fledermausschutz, stellten in kurzen Wortbeiträgen die Aktion vor, hoben die Bedeutung der Fledermäuse im Naturhaushalt hervor, sprachen aber auch die aktuellen Konflikte dieser Artengruppe in Bezug auf die Windkraftplanungen an. Alle lobten ausdrücklich das Engagement von Familie Jung für den Fledermausschutz und bedankten sich bei ihnen, dass sie diese besondere Wochenstubenkolonie der Großen Bartfledermaus an ihrem Haus weiterhin erhalten möchten.
Im Anschluss daran wurde die Plakette nebst Urkunde von Umweltminister Remmel und Stefan Wenzel an Familie Jung überreicht.
Thomas Jung bedankte sich für die Auszeichnung und schilderte die Bedeutung der Bartfledermauswochenstubenkolonie für seine Familie und dass sie sich an den Fledermäusen erfreuen würden.
Die Entdeckungsgeschichte und Bedeutung der Wochenstubenkolonie der Großen Bartfledermaus in Breitenbach:
im Rahmen einer von der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein in Auftrag gegebenen Untersuchung zum Wochenstubenvorkommen ausgewählter Fledermausarten in Siegen-Wittgenstein, machte sich der AK-Fledermausschutz-Siegen-Wittgenstein unter der Federführung von Manuel Graf 2012 auf die Suche nach entsprechenden Fledermausquartieren. Während eines gezielten Netzfanges in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 2012 im Bereich Siegen-Volnsberg konnten Michael Frede, Manuel Graf, Christian Sebening und Sven Portig ein säugendes Weibchen der Großen Bartfledermaus fangen und mit einem kleinen Telemetriesender, der mit einem medizinischen Hautkleber im Rückenfell befestigt wurde, versehen.
Das bei Volnsberg mit einem Telemetriesender versehende Weibchen der Großen Bartfledermaus, welches den NABU AK-Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein auf die Fährte der Breitenbacher Wochenstubenkolonie führte (Foto: Michael Frede).
Am folgenden Vormittag ortete Manuel Graf das Fledermausquartier mit Hilfe eines Telemetrieempfängers und konnte noch am selben Abend 15 und am nächsten Abend 24 ausfliegende Bartfledermausindividuen zählen. Letztere Zahl dürfte die ungefähre Koloniegröße der Breitenbacher Großen Bartfledermausweibchen wiedergeben. Zwischenzeitlich wurde die Breitenbacher Kolonie auf Bestreben des AK-Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) in das NRW-weite Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien-Artenmonitoring aufgenommen. Bisher ist nämlich nur etwa eine Hand voll Wochenstubenkolonien der stark gefährdeten Großen Bartfledermaus in NRW bekannt geworden.
Der NABU Kreisverband Siegen-Wittgenstein nebst AK-Fledermausschutz Siegen-Wittgenstein wünschen Familie Jung, dass sie noch viele Jahre Freude an ihren Fledermäusen haben werden.
Michael Frede und Sabine Portig, Sommer 2014