Die Heidenelke - Mager und trocken muss es sein

Die Heidenelke gehört zu unseren schönsten wildwachsenden Nelkengewächsen, welche durch die auffällige Farbe der Blüte besticht. Von purpurrot bis lilafarben ist

jede Schattierung möglich. Leider ist die Heidenelke nicht mehr allzu oft in

der freien Landschaft anzutreffen. Doch auf mageren, steinigen Viehweiden,

Straßen- und Wegeböschungen im östlichen Wittgenstein und südlichen Siegerland

ist sie ein seltener Begleiter bei Spaziergängen im Hochsommer. Von der

Loki-Schmidt-Stiftung wurde sie jüngst zur Blume des Jahres 2012 gewählt.

Dianthus deltoides

Heidenelke (Dianthus deltoides)                 Foto: Peter Fasel

Das seltene Vorkommen liegt nicht zuletzt an den immer seltener werdenden Trockenrasen und Wacholderheiden. Hier finden wir sie nur an ganz lückigen Stellen und an Wegrändern wie vor allem bei Richstein und Beddelhausen.Sie braucht magere, sprich nährstoffarme sowie kalkarme Böden. In der heutigen intensiv genutzten Landschaft sind solche Standortbedingungen selten geworden. Intensive Nutzung bedingt, dass Magerwiesen und Sandtrockenrasen in Acker, Grünland oder

Forst umgewandelt werden. Nährstoffarme, trockene Flächen in Siedlungsnähe

wurden häufig als Bauland ausgewiesen. Ein weiterer negativer Einfluss hat der

Stickstoffeintrag über die Luft, der zu einer Nährstoffanreicherung im Boden

führt und andere Pflanzen begünstigt.

Die Heidenelke war ursprünglich in ganz Europa heimisch. Ihre Verbreitung reicht darüber hinaus bis nach West-Sibirien und Zentralasien. In Deutschland kommt die Art vom Flach- bis ins Hügelland vor, allerdings regional und nur zerstreut. In Nordrhein-Westfalen steht die Heidenelke auf der Roten Liste, was gefährdet bedeutet.

Im Landkreis Siegen-Wittgenstein finden wir sie dort, wo es am sonnigsten und wärmsten ist und zwar im östlichen Wittgenstein. Östlich des Rothaarkammes zwischen Elsoff und Bad Laasphe überwiegen flachgründige Schieferböden sowie kontinental geprägtes Klima mit deutlich weniger Regen und im Sommer auch mehr Sonnenscheinstunden. Aufgrund ihrer nationalen Gefährdung untersteht die Heidenelke der Bundesartenschutzverordnung und gilt als besonders geschützt. Sie steht in rund der Hälfte aller Bundesländer auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen.

Ihren Namen verdankt die Heidenelke zum einem ihrem Duft, welcher der einer Gewürznelke ähnelt und zum anderem ihrem typischen Lebensraum

in Heidelandschaften und sonstige trockene, nährstoffarme Standorte. Der botanische Name Dianthus deltoides bedeutet übersetzt Zeus-Blume und wird abgeleitet vom Griechischem Dios = Gott und vom Griechischem Anthos = Blume oder Blüte. Mit dieser Benennung werden ihr Duft und ihre Schönheit gepriesen.

Die Heidenelke gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Sie ist mehrjährig und ausdauernd. Bei ausreichend Platz bildet die Art lockere Horste oder Rasen und erreicht eine Wuchshöhe von 10 – 40cm. Die stark verzweigten aufrechten

Stängel sind kurz behaart und mit schmalen, gegenständigen, länglichen Blättern

versehen. Gelegentlich ziert sie auch Trockenmauern und Gründächer. Von Juni

bis September blüht die Heidenelke mit einer gabelspaltigen, lockeren Trugdolde. Die Blüten haben einen Durchmesser von ein bis zwei Zentimetern und sind mit fünf keilförmigen Blütenblättern versehen. Die Blütenblätter sind gezähnt und oberseits mit weißen Punkten versehen und tragen eine dunkelrote Kreiszeichnung.

Die Heidenelke kann durchaus als Gartenpflanze verwendet werden. Sie ist geeignet für sonnige Gärten mit nährstoffarmen, sandigen und schwachsauren Böden. Wir finden sie in Heide- und Steingärten wie auch an Gehölzrändern, in Töpfen und Mauerritzen sowie seit einiger Zeit auch auf Gründächern. Sie ist vergesellschaftet mit Bauernsenf, Johanniskraut, dem Kleinen Habichtskraut und dem Berg-Sandglöckchen. Die Pflanze ist ein Frostkeimer, was bedeutet, dass sie einen Forst- bzw. Kältereiz benötigt, um überhaupt zu keimen. Ihre gärtnerischen Vorzüge sind, dass sie frosthart ist und weder Düngung noch Wässerung benötigt.

Im Mittelalter wurde die Pflanze bei Magenverstimmungen als Brechmittel und auch bei Fieber angewandt. Aufgrund ihres Nelkenduftes wurde sie früher zudem als Aromastoff für Essig, Bier, Wein, Saucen und Salate verwendet. Die Blüten wurden kandiert.

Zum Schutz dieser und vieler weiterer Pflanzen der Trockenrasen wie der meist gelbblühenden Fetthennen, dem Hauhechel, dem Katzenpfötchen und Sonnenröschen, der Schlüsselblume oder der stengellosen Distel müssen ihre Lebensräume erhalten werden. Im Landkreis Siegen-Wittgenstein werden daher im Rahmen des Vertragsnaturschutzes von der Landschaftsbehörde und Biologischen Station gemeinsam mit naturverbundenen Landwirten viele Magerwiesen gepflegt, d.h. düngeextensiv, aber nutzungsintensiv bewirtschaftet. So kann sie auch in Zukunft als eine regional typische Heideschönheit in der Landschaft von Siegen-Wittgenstein erhalten bleiben.

 

Lea Kommnick

 

Pressemitteilung der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein

 

 

Erndtebrück, den 13.9.12             BS92-2012        Lea Kommnick u. Peter Fasel