Über Wespen an der spätsommerlichen Kaffeetafel hat sich wohl fast jeder schon einmal geärgert. Wie geht man am besten damit um, wie kann man die Ansiedlung
der Wespen verhindern, welche Maßnahmen sind sinnlos oder treffen den Falschen?
Die Gemeine Wespe ist eine bei uns häufige Art, sie gehört zu den Kurzkopfwespen und zu den Besuchern der Kaffeetafel (Foto: NABU Siegen-Wittgenstein).
Spannende Informationen über die Biologie und Systematik der heimischen Faltenwespen, anschaulich vermittelt mit Hilfe zahlreicher Bilder, bildeten die Grundlage für die Antworten auf diese Fragen. Markus Fuhrmann, Experte für Hautflügler (Bienen, Wespen, Ameisen) und engagiert beim NABU Siegen-Wittgenstein, hielt am 25.04.13 im Heimathaus in Siegen-Bürbach hierzu einen Vortrag.
Eine Medienanfrage zur „Pflaumenkuchenwespenzeit" gab Anlass für die Ausarbeitung des Vortrags: „Das Interesse am Thema ist im Spätsommer groß, wenn die Wespen in großer Zahl unterwegs sind", so Markus Fuhrmann, „dabei sollte man im Frühjahr handeln um im Spätsommer eine Wespenplage zu verhindern".
Die landläufig als Wespen bekannten Insekten gehören zu den „Echten Wespen". In diese Gruppe gehören die Kurzkopfwespen und die Langkopfwespen, die jeweils mit mehreren Arten vertreten sind, sowie die Hornissen. Alle hierzu gehörenden Arten leben als „soziale Wespen" in Staaten zusammen. Kurzkopf- und Langkopfwespen sind rein äußerlich schwierig zu unterscheiden, zeigen aber Unterschiede im Verhalten und im Nestbau – und dies sind für die Erkennung der „Pflaumenkuchenwespen" die entscheidenden Unterschiede.
Die Kurzkopfwespen sind die, die beim Pflaumenkuchenessen lästig sind. Sie leben entweder in der Erde, zum Beispiel in Mäuse- oder Maulwurfsgängen, die erweitert werden, oder auf sehr dunklen Dachböden. Die typischen Wespennester oder Papiernester bauen sie nicht! Doch auch sie bauen diese Nester; sie sind eher rund, aber auf Dachböden passiert das sehr selten!!! Die Kurzkopfwespen erreichen Individuenzahlen von 600-700 Tieren pro Volk. Zur Pflaumenkuchenzeit im Spätsommer erreichen sie ihre höchste Individuenzahl. Um diese Jahreszeit ist der Nachwuchs aufgezogen und braucht nicht mehr gepflegt zu werden. Die Kurzkopfwespen haben also genug Zeit, die vom Menschen präsentierten Leckereien zu naschen. Zu den Kurzkopfwespen gehören zum Beispiel die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe.
Die Langkopfwespen sind friedlich. Sie bauen die bekannten, freihängenden Wespennester aus papierähnlichem Material. Mit 100 – 200 Tieren pro Volk erreichen sie geringere Staatengrößen als die Kurkopfwespen. Nach der Aufzucht der Brut sterben sie relativ schnell ab, so dass die Individuenanzahl zur Pflaumenkuchenzeit gering ist. Sie gehören nicht zu den Besuchern der Kaffeetafel. Zu den Langkopfwespen gehört beispielsweise die bei uns häufige Sächsische Wespe.
Die Waldwespe ist ein Vertreter der friedlichen Langkopfwespen
(Foto: NABU Siegen-Wittgenstein).
Vielen Menschen sind diese Sachverhalte jedoch nicht bekannt. Ein freihängendes Wespennest löst rasch die Sorge nach einer Wespenplage im Sommer aus. Die Folge ist manchmal, dass diese Nester zerstört werden. Nicht nur, dass hier Tiere vernichtet werden, die ihre Aufgabe im Naturhaushalt erfüllen – sie sind effiziente Insektenjäger und ernähren sich auch von Aas: es trifft hier auch noch die Falschen!
Aber was tun gegen eine drohende Wespenplage? Am besten beobachtet man im Frühjahr, wenn die Wespen-Königinnen einen Ort für die Gründung ihres Staates suchen, ob Wespen am Boden an einer Öffnung, z.B. einem Mauseloch, aktiv sind. Will man an dieser Stelle die Ansiedlung eines Wespenstaates verhindern, weil sie sich beispielsweise nah an Terrasse oder Sandkasten befindet, kann man das Einflugloch verstopfen - selbstverständlich dann, wenn die Wespenkönigin ausgeflogen ist! Damit hat man zum einen einen Wespenstaat an dieser Stelle verhindert, gleichzeitig aber der Königin die Chance gegeben, sich einen anderen Ort für die Nestgründung zu suchen.
Die Hornissen, die eng mit den Kurzkopf- und Langkopfwespen verwandt sind, gehören zu den friedlichen Vertretern. Die Vorstellung „drei Hornissenstiche töten einen Menschen, sieben ein Pferd" gehört in die Schublade der Mythen, sie ist falsch. Ein Hornissenstich ist nicht gefährlicher als der einer anderen Wespe. Selbstverständlich sollte sein, dass man sich nicht in den Eingangsbereich des Nestes von Hornissen oder auch anderen Wespen stellt, so dass für die Tiere der Eingangsbereich versperrt scheint, sowie hektische Bewegungen in Anwesenheit der Tiere vermeidet. Auch das Abdecken von Getränken oder Speisen hilft, Wespenstiche zu vermeiden.
Eva Lisges, Mai 2013