Sechs heimische, hausbewohnende Fledermausarten

 

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus

Zwergfledermaus Pipistrellus pipistrellus

Die Zwergfledermaus ist mit nur 3 - 8 g Gewicht und  3-5 cm Körperlänge eine unserer kleinsten heimischen Fledermausarten und passt somit gerade in eine Streichholzschachtel.  Sie ist in Siegen-Wittgenstein die mit Abstand häufigste Fledermausart die insbesondere im Siedlungsbereich ab der Abenddämmerung besonders an Straßenlaternen regelmäßig jagend beobachtet werden kann. Aber auch die nahegelegenen Gewässer und Wälder werden fast flächendeckend, Letztere insbesondere im Bereich von Waldwegen von ihr aufgesucht. Dort ernährt sie sich von Mücken und kleinen Nachtschmetterlingen. Vor allem die fortpflanzungsbereiten Weibchen sind typische Gebäudebewohner, die ihre Jungen gern in engen Spalten hinter Schieferfassaden in Mauerritzen und Spalten, hinter Wandverkleidungen, Bretterverschlägen, Fensterläden oder anderweitigen Lücken an Gebäuden zur Welt bringen und dort großziehen. Sie bevorzugen Quartiere, die so eng sind, dass sie mit Bauch und Rücken Kontakt zur Unterlage haben. In der Zeit zwischen Juli und September kommt es regelmäßig zu Zwergfledermauseinflügen in Gebäuden. Dabei handelt es sich in der Regel um Jungtiere, die während ihres Entdeckerdranges schon mal durch gekippte Fenster in Wohnungen geraten. Dann heißt es gegenüber den harmlosen Tieren kühlen Kopf bewahren, Fenster öffnen und die Fledermaus wieder herausfliegen lassen. Bei Problemen kann sich an den Siegen-Wittgensteiner Fledermausnotdienst (Christian Sebening und Martin Wiedemann) gewendet werden. Im Winter sucht man diese Art bei uns vergebens in Bergwerken. Dann bevorzugt sie z.T. in sehr großen Ansammlungen trockene und kalte Keller, Mauer- und Felsspalten.


 

Kleine Bartfledermaus Myotis mystacinus

Kleine Bartfledermaus Myotis mystacinus

Die Kleine Bartfledermaus ist mit 3- 5 cm Körperlänge neben der Zwergfledermaus eine unserer kleinsten Fledermausarten. Bisher ist in Siegen-Wittgenstein nur ein Wochenstubenquartier bekannt geworden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Art deutlich häufiger an geeigneten Gebäudequartieren auftritt. Sie ist ein äußerst lebhaftes Tier, welches beim Versuch, sie zu ergreifen, laute Abwehrrufe ausstößt. Als Schwesterart der Großen Bartfledermaus ist sie v.a. als Weibchen von dieser nur durch Fledermausexperten bestimmbar. Sie sucht als Hausfledermaus v.a. zur Jungenaufzucht Quartiere in der Nähe von Dörfern, Gärten und Parks, aber auch im Wald auf. Als Sommerquartiere bzw. Wochenstuben nutzen Kleine Bartfledermäuse besonders gern Spalten an Gebäuden.  Im Gegensatz zur Zwergfledermaus wird sie bei uns im Winter regelmäßig in Bergwerken oder Stollen angetroffen. Man kann sie teilweise schon während der Dämmerung beobachten. Besonders gern fliegt bzw. jagt sie im Windschatten von Hecken oder Baumalleen oder an dicht bewachsenen Fließgewässerrändern.



Große Bartfledermaus Myotis brandtii

Große Bartfledermaus Myotis brandtii

Trotz ihres Namens ist die Große Bartfledermaus kaum größer als ihre äußerst ähnliche Schwesterart, die Kleine Bartfledermaus. Auch von dieser Fledermausart ist bisher nur eine Wochenstube im Kreis Siegen-Wittgenstein entdeckt worden. Zukünftige Nachsuchen werden mit Sicherheit weitere Quartiere zutage fördern. Die Große Bartfledermaus jagt gern in Wäldern und über Gebüsch gesäumten Gewässern. Ihre Sommerquartiere/Wochenstuben sind Spalten hinter Dachziegeln und Schieferfassaden an Gebäuden oder in Dachböden. Im Gegensatz zur Kleinen Bartfledermaus bezieht sie häufiger auch natürliche Wochenstubenquartiere in Laubwäldern. Im Winter zieht sie sich bei uns, wie die Kleine Bartfledermaus v.a. in Bergwerke, Stollen und Keller zurück.



Braunes Langohr Plecotus auritus

Braunes Langohr Plecotus auritus

Das Braune Langohr zählt mit 4-5 cm zu unseren mittelgroßen Fledermausarten. Markant sind seine sehr langen Ohren und die vergleichsweise großen Augen. Wochenstuben Brauner Langohren wurden in Siegen-Wittgenstein bisher an diversen Orten in Fledermausnistkästen in Wäldern und in Gebäuden festgestellt. Die Art lebt vor allem in Laub- und Nadelwäldern, aber auch in Gärten und in der Nähe von Siedlungen. Als Sommerquartiere dienen Baumhöhlen in Laubwäldern und Gärten, aber auch Fledermaus- oder Vogelkästen sowie Dachräume in Gebäuden. Den Winter verbringt sie in Höhlen und Stollen. Erstim Dunkeln nach der Dämmerung beginnt ihr nächtlicher Jagdflug. Im Vergleich zu vielen anderen Fledermausarten ruft und fliegt das Braune Langohr extrem leise. Langohren können ihre Beute, z.B. Käfer und Spinnen, auch anhand von deren Krabbelgeräuschen orten. Diese Beutetiere werden dann im langsamen Suchflug von Blättern abgesammelt.



Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus

Breitflügelfledermaus Eptesicus serotinus

Die Breitflügelfledermaus gehört mit 6-8 cm Körperlänge zu unseren größten und kräftigsten Fledermausarten. Die Art wurde in Siegen-Wittgenstein bisher nicht häufig nachgewiesen. Nachweiszentren liegen im Bereich des unteren Edertales im Raum Bad Berleburg und bei Bad Laasphe. Die Art jagt regelmäßig im höheren Luftraum größtenteils über extensiv genutztem Grünland, aber auch regelmäßig über Parkanlagen oder in Gärten im Siedlungsbereich. Sie bevorzugt Sommerquartiere in Gebäuden auf Dachböden, in Spalten, hinter Holzverkleidungen oder unter Dachziegeln. Winterquartiernachweise sind bisher noch nicht aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein bekannt geworden. Obwohl die Breitflügelfledermaus früher auch Spätfliegende Fledermaus genannt wurde, beginnt ihre Jagdzeit bereits spätestens eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang.



Großes Mausohr Myotis myotis

Großes Mausohr Myotis myotis

Das Große Mausohr hat eine Körperlänge von 7-9 cm und ist damit unsere größte, aber auch schwerste, heimische Fledermausart. Obwohl bisher noch keine Wochenstube im Kreis Siegen-Wittgenstein bekannt geworden ist, gehört das Große Mausohr bei uns mittlerweile wieder zu den am häufigsten festgestellten Fledermausarten, insbesondere bei Netzfängen oder während Winterquartierkontrollen in heimischen Bergwerksstollen. Als typische Hausfledermaus nutzt sie als Wochenstuben überwiegend große Dachböden über Kirchenschiffen oder in anderen, meist größeren, älteren Gebäuden sowie Wiederlager von Autobahnbrücken. Viele Mausohren, insbesondere die Männchen, halten sich in Siegen-Wittgenstein besonders zur Fortpflanzungszeit in Zwischenquartieren auf, die sich in Laub- und Mischwäldern befinden. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit beginnt ihre Jagd nach größeren Insekten. Die Art fliegt dabei oft dicht über dem Erdboden und sammelt dort besonders gern große Käfer, wie Lauf- und Mistkäfer, auf, die sie oft auch ohne Echoortung hört.


Text: Sabine Portig und Michael Frede

Fotos: © Michael Frede