Der Gartenrotschwanz - Vogel des Jahres 2011

Farbenprächtig und gefährdet

Der Gartenrotschwanz-Steckbrief

Der Gartenrotschwanz wurde zum Vogel des Jahres 2011 gekürt – um den Blick auf seine Gefährdung zu lenken, die Schutzbemühungen zu intensivieren und viele Fans für einen der schönsten Vögel Deutschlands zu gewinnen. Keck und mit kontrastreichem Federkleid kommt er daher, doch ist er in weiten Regionen Deutschlands selten geworden.

Gartenrotschwanz auf Ast sitzend mit Futter im Schnabel.

Nur kurz hinunter auf den Boden und gleich wieder auf dem selben Ast - mit einer Raupe im Schnabel.

Verwandtschaft

Der Gartenrotschwanz ist ein typischer Singvogel. Der rote Schwanz war gleich für eine ganze Gattung namensgebend: die Rotschwänze (Phoenicurus). Zu ihren nächsten Verwandten zählen recht unterschiedliche Arten wie die Fliegenschnäpper, die Schmätzer oder das Rotkehlchen. Mit ihnen zusammen bilden Rotschwänze eine Unterfamilie (Saxicolinae) der „Schnäpperverwandten“ (Familie Muscicapidae). Weltweit werden elf Rotschwanz-Arten unterschieden, von denen zwei bei uns in Mitteleuropa leben: der Gartenrotschwanz und der Hausrotschwanz.

Aussehen

Gartenrotschwanz, Nahaufnahme des Kopfes

 

 

 

 

 

 

 

Die weiße Stirn und die rötliche Brust unterscheiden ihn vom Hausrotschwanz.

Das Männchen ist auffallend kontrastreich gefärbt: Gesichtsfeld und Kehle sind schwarz, die Stirn und ein nach hinten reichender Überaugenstreif hingegen reinweiß. Oberkopf, Nacken und Rücken sind grau. Die Brustpartie ist lebhaft rostrot gefärbt, zum weißlichen Unterbauch hin läuft sie durch breiter werdende helle Federsäume aus. Besonders markant ist der ziegelrote Schwanz.

 

Das Weibchen ist unscheinbarer gefärbt. Die Oberseite ist bräunlich und geht fließend in die rostroten Oberschwanzdecken über, der Schwanz ist wie beim Männchen rostrot. Die Unterseite ist heller beige mit einer orange überhauchten Brust, die sich deutlich von dunkleren Kinn und den Halsseiten absetzt.

Stimme

Die Einleitung des männlichen Gesangs ist wenig variabel, flötend melodisch und etwas in die Höhe gezogen, manchmal auch gebunden zweisilbig. Also etwa hüit oder tü-li. Darauf folgt ein Teil aus kurzen, etwa zwei bis viermal wiederholten zum Teil kratzigeren und variationsreichen Silben. Der Lockruf ähnelt dem des Hausrotschwanzes ist aber flötender und somit dem des Fitis ähnlich.

Verbreitung

Mehr als die Hälfte des Brutareals des Gartenrotschwanzes liegt in Europa. Es erstreckt sich von Portugal und Spanien bis hoch in den Norden Norwegens und über die Türkei bis in den Kaukasus und hin zum Baikalsee. In Mitteleuropa bilden Deutschland und Frankreich Verbreitungsschwerpunkte. Den Winter verbringt er südlich der Sahara in Afrika.

Lebensraum

Der Gartenrotschwanz ist als Höhlen- und Halbhöhlenbrüter stark an alten Baumbestand gebunden und besiedelt primär lichte und trockene Laubwälder, Lichtungen oder Waldränder. Häufig ist er auch in Siedlungsnähe anzutreffen, so in Parkanlagen mit lockerem Baumbestand, stark begrünten Villenvierteln oder Gartenstädten, Dorfrändern und Obstgärten.

Nahrung

Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Insekten und Spinnen. Einen großen Anteil machen Haut- und Zweiflügler sowie Käfer aus. Bei den Hautflüglern dominieren Ameisen, Schlupf- und Blattwespen. Wehrhafte Insekten wie Bienen und Wespen werden weitgehend gemieden. Schmetterlinge spielen vor allem als Nestlingsnahrung eine Rolle.

Verhalten

Der Gartenrotschwanz sitzt meist auf niedrigeren Ansitzwarten, Ästen oder kleineren Büschen und zittert dabei auffallend mit dem Schwanz. Zur Nahrungssuche fliegt er kurz auf den Boden oder fängt Insekten während eines kurzen Fluges in der Luft.

Fortpflanzung

Das Nest wird ab Ende April in Baumhöhlen, Fels- oder Mauerlöchern, Mauersimsen, Nistkästen und manchmal in alten Schwalbennestern eingerichtet. Dabei befindet sich die Höhle in zwei bis fünf Metern Höhe. Dort baut das Weibchen ein lockeres Nest, in das sie Anfang bis Mitte Mai sechs bis sieben Eier legt. 13 bis 14 Tage lang werden sie bebrütet. Dann schlüpfen die Jungen. Nach 12 bis 14 Tagen fliegen die Jungvögel aus und werden noch circa eine Woche von den Eltern gefüttert.

Bestandssituation

Die Bestände des Gartenrotschwanzes sind trotz vereinzelter regionaler Erholungen spätestens seit Beginn der 1980er Jahre stark rückläufig. Als Hauptursachen dafür werden neben Lebensraumzerstörungen in den Brutgebieten vor allem tiefgreifende Veränderungen in den afrikanischen Überwinterungsgebieten, wie verstärkter Pestizid- bzw. Insektizideinsatz oder die folgenschwere Ausdehnung der Sahel-Zone angenommen.

Quelle: www.nabu.de

Der Gartenrotschwanz in Siegen-Wittgenstein

Der NABU Siegen-Wittgenstein hat dazu aufgerufen, Beobachtungen des Gartenrotschwanzes, dem Vogel des Jahres 2011, zu melden.

 

Dem Frühaufsteher auf der Spur - 

NABU-Aufruf zur Suche nach dem Gartenrotschwanz

Wer hat den Gartenrotschwanz gesehen oder gehört ? Wo gibt es diese hübsche sangesfreudige Vogelart noch im Kreisgebiet? Der NABU Kreisverband Siegen-Wittgenstein möchte diesen Fragen mit Hilfe möglichst vieler Mitbürger/innen nachgehen und sie ermuntern, ihre Beobachtungen zu melden. 

 

Früher war der Gartenrotschwanz in Dorfgärten und sonnendurchfluteten Mischwaldbeständen verbreitet. Er ist aber in ganz Deutschland seit etlichen Jahren zur Seltenheit geworden. Der Bestand nimmt stetig ab, da sich seine Lebensbedingungen aus verschiedenen, oft menschengemachten, Gründen in den Brut- und Durchzugsgebieten, aber auch in den afrikanischen Überwinterungs-gebieten immer weiter verschlechtern.

 

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Bayern haben ihn deshalb zum Vogel des Jahres 2011 gewählt und dazu aufgerufen, dieses Jahr möglichst bundesweit den Bestand zu ermitteln. Im Kreisgebiet, insbesondere im Siegerland, gibt es ihn auch gegenwärtig noch. Jedes Jahr werden dem NABU von Vogelbeobachtern Rotschwanzreviere aus diesem Raum gemeldet. Dieses Jahr soll nun auch hier im Kreis genauer nach diesem Vogel mit ihrer Hilfe geschaut werden.

Ende April/Anfang Mai kehrt der Langstreckenzieher Gartenrotschwanz aus seinen Zentral- und Westafrikanischen Überwinterungsgebieten in seine Brutgebiete zurück. Jetzt, wo noch nicht alle Blätter voll entfaltet sind, hat man die besten Chancen Gartenrotschwänze gut zu beobachten. Gerne sitzt er auf hohen Sitzwarten und lässt bereits früh am Morgen seinen typischen, mit etwas Übung leicht zu erkennenden, melancholischen Gesang erklingen. Außerdem kann man das Männchen, das etwas kleiner und schlanker als ein Haussperling ist, gut anhand seines hübschen und kontrastreichen Gefieders erkennen. Typisch sind, wie auf dem Foto zu sehen, die weiße Stirn, die schwarze Kehle, die rötliche Brust und der ziegelrote Schwanz. Die Weibchen sind, wie so oft, mit ihrem bräunlichen Gefieder, aber auch mit einem ziegelroten Schwanz, viel unscheinbarer gefärbt.

 

Sein Nest baut das Rotschwänzchen als Höhlen- und Halbhöhlenbrüter besonders gerne in alten Baumbeständen, aber auch in geeigneter Umgebung, wie strukturreiche Gärten und Parks, in Vogelkästen.

 

Aber aufgepasst, der Gartenrotschwanz hat eine sehr viel häufigeren Vetter - den Hausrotschwanz!

Gartenrotschwanz, Männchen, zum Vergleich mit dem daneben abgebildeten Hausrotschwanz.

Gartenrotschwanz, Männchen

Foto: Michael Frede

Hausrotschwanz, Männchen, zum Vergleich mit dem daneben abgebildeten Gartenrotschwanz.

Hausrotschwanz, Männchen

Foto: Michael Frede


Der Hausrotschwanz ist regelmäßig im Siedlungsbereich anzutreffen und erscheint als Kurz- und Mittelstreckenzieher (seine Hauptüberwinterungsgebiete liegen im Mittelmeerraum und Nordafrika) manchmal schon ab Anfang März bei uns. Während sich die Hausrotschwanz-Männchen durch ihr in verschiedenen Grautönen gefärbtes Gefieder und den kratzend-schmatzenden Gesang deutlich vom Gartenrotschwanzmännchen unterscheiden, ist die Bestimmung der Weibchen beider Arten für den Laien nicht immer einfach. In der Regel sind die Hausrotschwanzweibchen aber an Kopf und Rücken dunkler graubraun gefärbt und weisen in der Regel auch dunklere Brust- und Bauchbereiche auf. 

Wenn sie neugierig geworden sind, Spaß an der Vogelbeobachtung haben oder bereits wissen, wo sich ein Gartenrotschwanzpaar niedergelassen hat, melden sie sich bei uns!

Die Ergebnisse werden wir an den NABU-Bundesverband weiterleiten und natürlich wieder in der Lokalpresse bzw. in unserer vereinseigenen Zeitschrift „Natur und Umwelt“ veröffentlichen. 

Sabine Portig, 2011

 

Dem Frühaufsteher auf der Spur - 

Aufruf zur Suche nach dem Gartenrotschwanz

 

Zwischenstandbericht Angang August 2011

Wer hat den Gartenrotschwanz 2011 gesehen oder gehört ? Wo gibt es diese hübsche sangesfreudige Vogelart noch im Kreis Siegen-Wittgenstein? Mit diesen Fragen begann Anfang Mai die Suche nach dem Gartenrotschwanz. Ein Presseartikel in allen lokalen Zeitungen motivierte bisher 141 naturinteressierte Personen dazu, ihre Beobachtungen zu melden.

 

Anfang des Jahres kam bei einer Vorstandssitzung des NABU in Siegen die Idee auf, sich dem Aufruf des NABU-Bundesverbandes zum Gartenrotschwanz anzuschließen und den Bestand dieses Vogels kreisweit zu ermitteln.  Eine Aktion, ähnlich wie die für den Kuckuck, Vogel des Jahres 2008, wurde organisiert. Mit Hilfe der Bevölkerung wollten wir Genaueres zur Verbreitung dieser durch sein Aussehen und seinen Gesang recht auffälligen und damit gut zu bestimmenden Art, herausfinden. Obwohl dem NABU-Kreisverband  jedes Jahr von aktiven Vogelbeobachtern aus unserem Raum einzelne Rotschwanzreviere gemeldet werden, spiegeln diese nicht den tatsächlichen Bestand wieder.

 

Der früher in Dorfgärten und sonnendurchfluteten Mischwaldbeständen verbreitete Gartenrotschwanz ist seit etlichen Jahren regional zur Seltenheit geworden. Der Gesamtbestand nimmt stetig ab, da sich seine Lebensbedingungen aus verschiedenen, oft menschengemachten Gründen in den Brut- und Durchzugsgebieten, aber auch in den afrikanischen Überwinterungsgebieten immer weiter verschlechtern. Heute zählt der Gartenrotschwanz laut der Roten Liste  NRW (2008) zu den stark gefährdeten Arten! Gründe hierfür sind sicherlich mangelnde natürliche Nistmöglichkeiten in alten Baumhöhlen, aber auch die Verschlechterung der Nahrungsgrundlage durch die Intensivierung der Grünlandnutzung und durch den häufigeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Das Angebot an Beuteinsekten sinkt bzw. der Fang dieser wird durch die dicht stehende Vegetation erheblich erschwert.

Aber wie steht es mit dem Gartenrotschwanz im Kreisgebiet?

Anfang Mai, zum Zeitpunkt der Rückkehr dieses Vogels aus seinem afrikanischen Winterquartier, begann die Aktion mit einem Aufruf in allen lokalen Zeitungen und auf der neuen Internetseite des NABU. Meldebögen und ein Informationsblatt zum Vogel wurden speziell vorbereitet.  Die Resonanz in der Bevölkerung war zu unserer Freude sehr groß. 141 Anrufe und e-mails gingen während der Monate Mai  und Juni aus dem gesamten Kreisgebiet beim NABU ein. Begeisterte Naturbeobachter berichteten über  „ihren“ Gartenrotschwanz. Einige schickten auch schöne Fotos mit, von denen hier drei abgebildet sind. Ein ganz herzliches Dankeschön für die bisherigen Meldungen im Namen des gesamten NABU-Vorstandes!

 

Die abgebildete Karte gibt einen ersten Eindruck über die Anzahl der gemeldeten Gartenrotschwanzreviere in den einzelnen Städten und Gemeinden im Kreis Siegen-Wittgenstein.

Insgesamt waren es ca. 140 Reviere. Erstaunlicher Weise gab es nur wenige Doppelmeldungen. Aus  Siegen erreichten uns mit 55 die mit Abstand meisten Meldungen! Nach den Angaben der Melder liegen die Siegen-Wittgensteiner Gartenrotschwanzreviere überwiegend in Hausgärten. Hier nutzen die Vögel  meist aufgehängte Vogelkästen für die Aufzucht ihrer Jungen. Es zeigt sich, dass der Gartenrotschwanz im Kreisgebiet von dem Aufhängen von Nistkästen deutlich profitiert und jeder Gartenbesitzer hiermit einen aktiven Beitrag zum Artenschutz leisten kann.

Die genauere Lage der gemeldeten Gartenrotschwanzreviere in den einzelnen Städten und Gemeinden im Kreis Siegen-Wittgenstein kann hier eingesehen werden. Mit freundlicher Unterstützung der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein wurden hierfür spezielle Verbreitungskarten erstellt. Ein roter Punkt bedeutet ein gemeldetes Gartenrotschwanzrevier.

Bitte klicken sie auf gewünschte Gemeinde oder Stadt:

Bad Berleburg

Erndtebrück

Bad Laasphe

Hilchenbach

Netphen

Kreuztal

Siegen

Freudenberg

Neunkirchen

Wilnsdorf

 

Burbach

 

Die Aktion ist noch nicht beendet

Wer den Gartenrotschwanz dieses Jahr auch noch beobachtet, jedoch noch nicht gemeldet hat, kann sich gerne bis Ende September an den NABU wenden. Je mehr Meldungen zusammen kommen, desto genauer wird das Bild über die Verbreitungsschwerpunkte im Kreisgebiet. Sie können, uns eine e-mail schreiben unter „ info@nabu-siwi.de“ oder direkt anrufen unter 02753-1747. Jeder, der sich beteiligt, kann außerdem an einer kleinen Verlosung teilnehmen und schöne Preise gewinnen.

Fotos

Gartenrotschwanz auf Dachrinne

Gartenrotschwanzmännchen auf Dachrinne (Foto: Walter Schneider, Siegen, Mai 2011)

 


Gartenrotschwanz auf Holzpflock
Gartenrotschwanz auf dem Boden mit Nistmaterial im Schnabel.

Gartenrotschwanzmännchen auf Holzpflock und Gartenrotschwanzweibchen mit Nistmaterial (Fotos: Armin Dreisbach, Siegen-Weidenau, Mai 2011)

 

Sabine Portig, 2011