Aussehen
Mit dem Grünspecht (Picus viridis) wurde in diesem Jahr ein besonders farbenfroher heimischer Vogel in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Eine feuerrote Kappe und eine schwarze Gesichtsmaske schmücken den Kopf des Grünspechts. Ein roter, schwarz umrandeter Bartstreif schmückt den Kopf des Männchens. Ein durchgängig schwarzer Streif findet sich dagegen im Gesicht des Weibchens, das dem männlichen Grünspecht ansonsten in Schönheit, Farbenpracht, Größe und Gewicht in nichts nachsteht. Von Kopf bis Schwanz misst der Vogel zwischen 30 bis 36 Zentimeter und kommt auf eine Spannweite von 45 bis 51 Zentimeter.
Foto: NABU / P. Kühn
Lautäußerungen
Der Grünspecht macht sich besonders durch seinen Gesang und seine Rufe bemerkbar. Sein dynamischer, meist mehrsilbiger Ruf gleicht einem gellenden Lachen. Diesen kann man das ganze Jahr über hören. Er wird oft im Flug geäußert. Zur Balzzeit baut der Grünspecht diesen Ruf zu einer langen lachenden Strophe aus. Diesen trägt er oft ausdauernd mit Pausen von 20 bis 40 Sekunden vor. Der Grünspecht singt, um sein Revier abzustecken und um Weibchen anzulocken. Neben diesem Gesang bringt der Grünspecht nur selten einen der bekannten Trommelwirbel hervor, die bei anderen Spechtarten die Hauptform der Revierabgrenzung darstellen.
Bestandssituation
Der Grünspecht hat gut lachen, denn seine Bestände nehmen zu. Der ermittelte deutsche Bestand liegt bei 42.000 bis 76.000 Brutpaaren. Damit ist er nach dem Buntspecht und vor dem Schwarzspecht der zweithäufigste Specht Deutschlands. Somit wurde in diesem Jahr keine bedrohte Art zum Vogel des Jahres gewählt, sondern die einzige von den häufigeren Vogelarten in Deutschland, die zwischen 1991 und 2010 im Bestand erheblich zugenommen hat. Mit der Jahresvogelwahl möchten der NABU und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), eine weitgehend positive Entwicklung herausstellen. Zugleich wird auf die Mehrheit der Vogelarten hingewiesen, die im Gegensatz zum Grünspecht im Bestand zurückgehen oder allenfalls stabil sind.
Verbreitung
Der Grünspecht kommt nur in Europa vor, besiedelt aber nahezu den gesamten Kontinent mit Ausnahme von Irland, dem mittleren und nördlichen Skandinavien und den nördlichen und östlichen Teilen des europäischen Russlands. Außerdem brütet er im Kaukasus, in Bergregionen der Türkei und des nördlichen Iran und Irak. Dabei nimmt seine Häufigkeit mit der Strenge der Winter von West nach Ost ab.
Im Siegerland ist der Grünspecht flächendeckend verbreitet. Im Wittgensteiner Raum ist er in Bad Laasphe, da wärmebegünstigt, und den niedrigeren Teilen von Bad Berleburg vertreten, in den höheren Lagen Bad Berleburgs und in Erndtebrück ist die Art deutlich seltener.
Lebensweise
Der Grünspecht ist ein ortstreuer Standvogel und bleibt im Winter in seinem Revier. Der Jahresvogel 2014 legt seine Höhle in dicken hochstämmigen Bäumen an, bei denen der unterste Ast in mindestens 160 Zentimetern Höhe abgeht. Zudem benötigt er reichlich Ameisennahrung in offenem Grünland. Daher lebt dieser Specht ausschließlich in halboffenen Landschaften, einer ökologischen Übergangszone zwischen Wald und Offenland.
Foto: NABU / R. Martin
Verwechslungsmöglichkeiten
Verwechseln kann man den Grünspecht leicht mit seinem nahen Verwandten, dem Grauspecht (Picus canus). Der Grauspecht ist etwas kleiner als der Grünspecht. Beim Männchen ist nur der Vorderscheitel bis zur Kopfmitte rot. Dem Weibchen, dessen Kopf grau gefärbt ist, fehlt das Rot gänzlich. Die Rufreihe des Grauspechts, sein Gesang, klingt zwar ähnlich wie beim Grünspecht, fällt aber nach hinten langsam ab und klingt dadurch melancholisch statt lachend.
Schutz
NABU und LBV führen in vielen Regionen Projekte durch, die auch dem Grünspecht zugute kommen. Jeder kann helfen, indem man konsequent auf Pestizide verzichtet und ökologisch gärtnert, viel Altholz im Garten erhält und sich in den Kommunen für naturnahe Grünflächen einsetzt. Der NABU Siegen-Wittgenstein ist dafür der richtige Ansprechpartner in der Region. Zahlreiche weitere Infos über den Vogel des Jahres, Broschüren und Downloads gibt es auf der Homepage www.nabu.de.
Monika Münker-Kunze
mit Ergänzungen von Eva Lisges
Frühjahr 2014